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Paar-
Therapie
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Paartherapie
Eine Paartherapie ist eine psychotherapeutische Methode zur Klärung partnerschaftlicher Konflikte. Wenn die Probleme sich festgefahren haben, die Fronten verhärtet sind und das gegenseitige Verständnis der Partner füreinander abhanden gekommen ist, kann die Paartherapie helfen, den Knoten zu lösen. Dabei ergreift der Therapeut für keine Seite Partei, sondern versucht, die beiden Partner zu einer offenen und wertschätzenden Kommunikation zurückzuführen. Lesen Sie hier mehr zur Paartherapie!
Was ist Paartherapie?
In den besten Beziehungen können schwierige Situationen auftreten, in denen man ohne Hilfe von außen nicht mehr weiterkommt. Denn jede Lebensphase bringt Herausforderungen mit sich und stellt die Beziehung auf eine Probe.
Sei es, dass das Paar Nachwuchs bekommt und auf einmal kaum noch Zeit für Romantik ist, sei es, dass die Arbeit zu viel Raum einnimmt. Der Eintritt in die Rente bringt ebenfalls große Veränderungen für eine Partnerschaft mit sich. Auch bei unterschiedlichen Vorstellungen über den weiteren Verlauf einer Beziehung kann eine Paartherapie sinnvoll sein.
In einer Paartherapie können alle Probleme und Konflikte offen mit dem Therapeuten besprochen werden. Der Therapeut bleibt dabei unparteiisch. Das bedeutet, dass er sich in beide Positionen einfühlt, aber keine Partei ergreift.
Der Paartherapeut fokussiert sich aber nicht nur auf die bestehenden Probleme, sondern erkundet auch die positiven Aspekte der Beziehung, die das Paar in Konflikten meistens nicht mehr wahrnimmt.
Anerkannte Therapierichtungen, die im Rahmen der Paartherapie eingesetzt werden, sind die Verhaltenstherapie, die psychodynamische und die systemische Therapie.
Paartherapie, Paarberatung, Eheberatung
Wichtig ist zu wissen, dass Begriffe wie Paartherapie, Eheberatung und Paarberatung nicht gesetzlich geschützt sind. Es ist daher nicht immer ersichtlich, ob ein Paartherapeut eine angemessene Ausbildung durchlaufen hat.
Die Bezeichnung Psychotherapeut ist hingegen geschützt und garantiert, dass der Therapeut eine therapeutische Ausbildung absolviert hat. Dennoch bin ich weder ein Arzt noch ein Mediziner.
Woran Eltern ADHS bei ihrem Kind möglichst früh erkennen und wie man dann behandeln kann.
Wann macht man eine Paartherapie?
Vielen Paaren fällt der Schritt in die Paartherapie schwer, weil dieser zu beweisen scheint, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt. Oft wird diese Chance daher erst dann ergriffen, wenn die Beziehung zu scheitern droht, und das Paar keinen anderen Weg mehr sieht. Tatsächlich kann eine Paartherapie aber auch in grundsätzlich intakten Beziehungen hilfreich sein. Beispielsweise, wenn Themen immer wieder auftauchen und nicht ganz geklärt werden können. Je länger die Konflikte andauern, desto schwieriger ist es oft, diese Muster zu durchbrechen.
Eine Paartherapie ist besonders dann wichtig, wenn sich die Konflikte negativ auf den Lebensalltag und die psychische Gesundheit der Partner auswirken. In dem Fall kann die Paartherapie der Weg aus einem Teufelskreis sein, den die Beteiligten alleine nicht durchbrechen können.
Ziel einer Paartherapie ist nicht, die Beziehung um jeden Preis zu retten. Es geht vielmehr darum, die unterschiedlichen Standpunkte, Bedürfnisse und Lebensziele zu klären. Am Ende kann für das Paar dann auch die Erkenntnis stehen, dass es besser ist, sich zu trennen.
Paartherapie: Alleine oder gemeinsam?
Bei einer Paartherapie müssen nicht zwangsläufig immer beide Partner anwesend sein. Der Vorteil einer gemeinsamen Paartherapie besteht jedoch darin, dass der Therapeut beide Sichtweisen kennenlernt. Zudem kann das Paar gleich in der Therapie einen anderen Umgang miteinander ausprobieren.
Manchmal gibt es jedoch Themen, die man nicht vor dem anderen Partner besprechen möchte. Ein häufiges Konfliktthema ist zum Beispiel die Sexualität. Vielen fällt es schwer, dem Partner die eigenen sexuellen Bedürfnisse und Vorstellungen zum Sex mitzuteilen. Noch heikler wird es, wenn ein Partner sich trennen will, aber sich nicht traut, das anzusprechen. Für solche sensiblen Themen vereinbart der Therapeut Einzelsitzungen mit beiden Personen.
Falls der andere Partner nicht bereit ist, an der Paarbeziehung zu arbeiten, kann auch eine Einzeltherapie hilfreich sein. Günstiger ist es dennoch, wenn beide in den Therapieprozess involviert sind. Im besten Fall kommt der Partner im Verlauf der Therapie einige Male zu den Sitzungen hinzu.
Was macht man bei einer Paartherapie?
Die Inhalte der Paartherapie richten sich an den Zielen des Paares aus. Das kann sein, die Partnerschaft zu verbessern, aber auch darin bestehen, die Beziehung zu beenden. In der ersten Sitzung klärt der Therapeut mit dem Paar, was in der Paartherapie bearbeitet werden soll. Wenn es darum geht, die Partnerschaft zu stärken, müssen beide Partner bereit sein, für die Beziehung zu arbeiten.
Im nächsten Schritt erarbeitet der Therapeut mit dem Paar, welche Konflikte zu den Problemen beitragen. Meistens sehen beide Personen die Schuld bei dem jeweils anderen. Sie kommen mit der Hoffnung in die Paartherapie, dass sich der Partner ändert.
In der Paartherapie geht es jedoch nicht darum, den Partner zurechtzubiegen. Eine Partnerschaft ist immer ein wechselseitiger Prozess. Beide Partner tragen ihren Teil dazu bei. Diese wesentliche Erkenntnis ist wichtig, damit das Paar versteht, wie Konflikte entstehen. Anstatt den Partner zu verändern, lernt das Paar in der Therapie, mehr Akzeptanz füreinander zu entwickeln.
Häufig machen Paare in der Paartherapie Erfahrungen, die zunächst ungewohnt sind. Auf einmal geht es nicht mehr darum, den anderen im Streit zu besiegen, sondern sich offen und damit auch verletzlich zu zeigen.
Wenn die zugrundeliegenden Probleme klarer werden, kann der Therapeut beginnen, mit dem Paar an möglichen Lösungswegen zu arbeiten. Der Fokus geht dann weg von den Problemen, hin zu den Ressourcen, die ein Paar mitbringt. Lange Konflikte tragen dazu bei, dass die Partner nur noch die negativen Seiten des anderen wahrnehmen. Der Therapeut richtet daher die Aufmerksamkeit auf die positiven Eigenschaften und Fähigkeiten.
Zwischen den Therapiesitzungen können die Paare zu Hause die erarbeiteten Lösungsmöglichkeiten ausprobieren. In der folgenden Sitzung bespricht der Therapeut die Fortschritte und aufgetauchte Probleme. Auf diese Weise kann das Paar Schritt für Schritt herausfinden, welche Lösung für beide zu einer besseren Situation beiträgt.
Welche Risiken birgt eine Paartherapie?
Oft suchen Paare Hilfe bei einem Therapeuten, wenn sie in der Beziehung nicht mehr vorankommen und sie sich immer wieder im Kreis drehen. Wenn sie diesen Kreislauf mithilfe der Paartherapie durchbrechen und es zu Veränderungen kommt, fallen diese aber nicht immer in der gewünschte Richtung aus. Eine Paartherapie kann auch darauf hinauslaufen, dass einer oder beide Partner die Beziehung beenden wollen.
In der Paartherapie können zudem sehr schmerzhafte Themen ans Licht kommen. Wenn Sie nach einer Therapiesitzung starke Ängste oder psychische Probleme bei sich bemerken, sollten Sie diese am besten in einer Einzelsitzung mit dem Therapeuten besprechen.
Auch Therapeuten sind nur Menschen. So kann es passieren, dass sich der Therapeut bewusst oder unbewusst auf eine Seite stellt. Wenn Sie sich in der Paartherapie benachteiligt fühlen, sollten Sie es ansprechen und im Zweifel einen anderen Therapeuten aufsuchen. Der Therapeut sollte darauf achten, dass die Bedürfnisse beider Personen berücksichtigt werden.
Bildergalerie
Psychotherapien – so funktionieren sie
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Therapie: Das erwartet Sie
Liegt man bei einer Psychotherapie immer auf der Couch? Was passiert bei einer Verhaltenstherapie? Und wie kann Herumklecksen mit Farbe helfen, seelische Probleme zu lösen? Lesen Sie hier, wie die verschiedenen Therapieformen funktionieren und was Sie konkret erwartet. Das hilft Ihnen zu entscheiden, welche die Richtige für Sie ist.
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Psychoanalyse: Ab auf die Couch!
Mit der Psychoanalyse entwickelte Sigmund Freund Ende des 19. Jahrhunderts die erste Therapie für alle Arten seelischer Erkrankungen. Und sie funktioniert bis heute! Ziel ist, tief in die Seele abzutauchen, Verschüttetes auszubuddeln – vor allem aus der Kindheit. Aus der Position des Erwachsenen lassen sich die Erfahrungen neu bewerten. Der Analytiker greift kaum ein, hört vor allem zu. Er bleibt während der Sitzung außer Sicht – am Kopfende der Liege.
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Ödipuskomplex, Über-Ich, Penisneid: Wie bitte?
Freud hat für die Psychoanalyse viele spannende Konzepte entwickelt: etwa, dass Trieb (genannt Es) und innere moralische Instanz (Über-Ich) unentwegt miteinander ringen. Idealerweise hat die erwachsene Stimme, das Ich, das Sagen. Das gilt es in der Therapie zu stärken. Scheint noch immer einleuchtend. Angezweifelt wird heute die starke sexuelle Prägung, die Freud proklamierte: Ödipuskomplex oder Penisneid sind Vorstellungen, die aus inzwischen eher putzig anmuten.
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Tiefenpsychologie: Die Erben
Inzwischen haben sich aus der sehr zeitaufwendigen Psychoanalyse kompaktere tiefenpsychologische Verfahren weiterentwickelt. Sie setzen noch immer den Fokus darauf, vergangene Erlebnisse zu bearbeiten, um psychische Probleme zu bewältigen. Der Therapeut ist hier wesentlich aktiver, der Heilungsprozess schreitet schneller voran. Das hilft unter anderem bei Depressionen, Angst- und Essstörungen oder sexuellen Problemen. Auf die Couch legt sich dabei niemand mehr.
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Verhaltenstherapie: Ärmel hochkrempeln!
Ganz anderes packt eine Verhaltenstherapie seelische Probleme an: Sie ist eher praktisch orientiert. Es geht darum, Verhaltes- und Denkmuster, die man in bestimmten Situationen entwickelt hat, aufzudecken, zu hinterfragen und gegebenenfalls durch günstigere Strategien zu ersetzen. Dabei ist die Selbstwahrnehmung gefragt und die Bereitschaft, neue Verhaltensweisen einzuüben. Funktioniert unter anderem bei Depressionen, Ängsten aber auch Suchterkrankungen.
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Systemische Therapie: Alles hängt zusammen
Alles hängt zusammen – das ist der Kern der Systemischen Therapie. Ursprünglich stammt der Ansatz aus der Familientherapie, wo das auffällige Kind oft nur auf problematische familiäre Strukturen reagiert. Das Aufdecken systemischer Verstrickungen funktioniert aber auch bei Paaren oder in ganzen Unternehmen. Mit dieser Betrachtungsweise gewinnt man verblüffende Erkenntnisse und erhält erstaunlich wirksame Hebel für Veränderungen.
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Konfrontationstherapie: Keine Angst vor der Angst!
Angst vor Spinnen, Menschen oder Flugangst - Angststörungen kann man mit einem radikalen Mittel zu Leibe rücken: der Konfrontations- oder Expositionstherapie. Dabei steigert man den Angstreiz meist schrittweise. Etwa erst Videos von Spinnen schauen, dann echte Exemplare aus sicherer Entfernung beäugen, bis man die Achtbeiner schließlich auf die Hand nehmen kann. Die Erfahrung, dass die Angst irgendwann nachlässt, wird verinnerlicht und lässt sie immer weiter schrumpfen. Alternativ steht dem die "massierte Konfrontation" gegenüber: Betroffene werden sofort dem Angstreiz ausgesetzt und beispielsweise auf einen überfüllten Platz oder ins Flugzeug gebracht. Das wirkt rabiat, ist aber effektiv. Betroffene lernen unmittelbar, dass ihnen in der Angstsituation letztlich nichts passiert.
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Musiktherapie: Die Macht der Klänge
Musik hat die Macht, unsere Emotionen direkt zu beeinflussen. Die Musiktherapie nutzt diese Eigenschaft, um seelische Blockaden zu lösen, aber auch körperliche Krankheitsverläufe positiv zu beeinflussen. Sie wird meist unterstützend zu anderen Therapien eingesetzt. Dabei gibt es ganz verschiedene Ansätze: passive, bei denen einem Musik vorgespielt wird, oder aktive, bei denen der Patient selbst musiziert oder singt.
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Kunsttherapie: Lass es raus!
Den Pinsel schwingen oder mit Hammer und Meißel einen Stein behauen: Mit künstlerischem Gestalten kann man oft besser ausdrücken, wie es in einem aussieht, als das mit Worten möglich wäre. Auch verkapselter Wut, Hass oder Angst kann man so Luft verschaffen. Eine anschließende gemeinsame Analyse der Bilder eröffnet oft erstaunliche Erkenntnisse. Kunsttherapie wird meist begleitend zu anderen Therapien eingesetzt – beispielsweise in einer stationären Therapie.
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Gestalttherapie: Entdecken und lernen
Die Gestalttherapie hat mit dem künstlerischen Gestalten in der Kunsttherapie nichts zu tun. Das Gestalten bezieht sich hier auf das eigene Wesen. Die Therapieform enthält viele Elemente aus der Psychotherapie, sieht den Klienten aber als selbstbestimmtes Wesen, das die Fähigkeit hat, sich weiterzuentwickeln. Der Therapeut fungiert als Partner auf Augenhöhe, der den Betroffenen dabei unterstützt, Ressourcen zu aktivieren und so seine Probleme selbstständig zu bewältigen.
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Körpertherapie: Die Seele über den Körper heilen
Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig. Daher können über das Arbeiten am Körper auch seelische Beschwerden gebessert werden. Dazu helfen unter anderem Körperwahrnehmungsübungen, Atemübungen und Methoden zur Stressbewältigung. Spezielle Übungen sollen zudem helfen, seelische Blockaden aufzulösen.
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Psychodrama: Bühne frei für die Seele!
Beim Psychodrama spielen Sie die Hauptrolle in Ihrem eigenen Stück. Dazu brauche Sie Mitspieler, deshalb ist dies eine Gruppentherapie. So lassen sich schwierige Situationen, Rollen, die einem schwerfallen, spielerisch erproben und variieren. Man kann auch in die Haut des Gegenübers schlüpfen. Die Rückmeldung der Mitspieler verhilft zu weiteren Erkenntnissen.
Was muss ich nach einer Paartherapie beachten?
Eine Paartherapie bewirkt keine Wunder. Selbst ein sehr guter Therapeut kann nichts verändern, wenn das Paar nicht bereit ist, dafür zu arbeiten.
Sie sollten sich zudem darauf einstellen, dass Veränderungen einiges an Zeit und Mühe brauchen.
Es kann vorkommen, dass Sie sich nach den ersten Sitzungen zunächst schlechter fühlen. Denn auch, wenn der Zustand vor der Paartherapie nicht angenehm war, haben sich die Partner doch daran gewöhnt. Durch die Paartherapie verändert sich die Dynamik, und das Paar muss sich neuen Herausforderungen stellen. Neue Wege zu gehen, kostet vor allem zu Beginn etwas Mut. Wenn Sie sich zu Hause überfordert fühlen, sollten Sie mit Ihrem Therapeuten darüber sprechen. Holen Sie sich auch Hilfe von Freunden und Familie, die Sie in dieser Zeit unterstützen können.
Wie lange eine Paartherapie dauert, bestimmt das Paar maßgeblich mit. Manchmal haben sich die Probleme bereits nach wenigen Sitzungen deutlich gebessert. Dennoch kann es sinnvoll sein, noch einige Therapiestunden anzuhängen, damit man nicht gleich wieder in alte Muster zurückfällt.
Wenn nach einigen Wochen oder Monaten doch wieder Schwierigkeiten auftreten, reicht eventuell eine weitere Therapiesitzung aus, um die Situation zu bewältigen. In jedem Fall sollten Sie nicht davor zurückscheuen, sich erneut Hilfe zu holen. Es ist vollkommen normal, dass in Beziehungen immer wieder schwierige Situationen auftauchen, bei denen eine Paartherapie sinnvoll sein kann.